Der FAV
Bad Salzungen. Ohne Fachkräfte keine Zukunft. Das wissen die Firmen der Region, und das weiß der Firmenausbildungsverbund Wartburgregion e.V. (FAV), der sich für die Aus- und Weiterbildung junger Menschen einsetzt. „Wir sehen uns als Dienstleister der Unternehmen und als Ansprechpartner vor Ort. Wenn Firmen keine Fachkräfte mehr bekommen, müssen sie im schlimmsten Fall schließen“, sagt FAV-Geschäftsführer Bernhard Schuchert.
Ein solches Szenario soll vermieden werden – auch wenn die Herausforderung groß ist. In den nächsten fünf Jahren gehen viele Arbeitnehmer der Generation Baby Boomer in Rente, doch der Nachwuchs ist rar. Das liegt zum einen an geburtenschwachen Jahrgängen, zum anderen an den schier unendlichen Türen, die Schülern offen stehen. Mit dem Abschluss müssen sie sich fragen: Ausbildung oder Studium? In der Region bleiben oder in die weite Welt ziehen?
Um genügend und vor allem gut ausgebildete Fachkräfte im Wartburgkreis und Eisenach zu haben und zu halten, wurde der FAV im Jahr 1995 gegründet, als erster Verbund dieser Art in den neuen Bundesländern. Damals zeigten sich 36 kleine und mittelständische Unternehmen aus der Wartburgregion von der Idee überzeugt, elf der Gründungsmitglieder sind noch heute aktiv. 2005 verzeichnete der Verbund mit 232 Unternehmen mit rund 14.500 Beschäftigten und 1438 Auszubildenden in 56 Berufen die höchste Mitgliederzahl. Heute hat der FAV 117 Mitgliedsunternehmen mit 520 Auszubildenden, vor allem Industrieunternehmen unter 250 Beschäftigte.
450 Betriebe unterstützt
In den 25 Jahren sind 450 Betriebe, darunter 420 kleine und mittelständische Unternehmen, unterstützt worden, eine hohe Qualität der betrieblichen Ausbildung zu sichern. Denn eine der Hauptaufgaben des FAV ist es, Ergänzungslehrgänge für Ausbildungsinhalte von Azubis zu organisieren, die sie optimal auf die Zwischen- und Abschlussprüfungen vorbereiten sollen. Insbesondere kleinere Betriebe können oft keinen eigenen Ausbilder abstellen oder bestimmte Themen der Ausbildung nicht vermitteln. „Zur Gründung haben wir immer das Beispiel des Kochs genannt, der die Zubereitung von Krustentieren in seinem Betrieb nicht lernen konnte“, erinnert sich Vorstandsvorsitzender Herbert Romeis zurück. Er kannte ein ähnliches Modell bereits aus Bad Mergentheim in Baden-Württemberg und hat das Thüringer Beispiel mit Peter Husemann auf den Weg gebracht. Dazu mussten sie unter anderem die IHK Erfurt von der Idee überzeugen.
Bis 2014 wurde die Geschäftsstelle in Bad Salzungen im Rahmen der Ausbildungsrichtlinie durch das Land Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Rund drei Millionen Euro sind in die Arbeit geflossen. Seit sechs Jahren ist der FAV eigenständig. „Damit sind wir eines der nachhaltigsten Projekte in Thüringen“, betont Bernhard Schuchert.
Die Ergänzungslehrgänge in acht Bildungseinrichtungen in Thüringen und einen in Sachsen werden bis heute gefördert, mit einem Tagessatz von 39 Euro für gewerblich-technische Berufe und 30 Euro für kaufmännisch-verwandte Berufe. Insgesamt sind dafür rund zehn Millionen Euro aus ESF-Mitteln bereitgestellt worden. Gut angelegtes Geld, finden die Verantwortlichen. „Die Fachkräfte sind die Ressourcen, die wir hier haben. Das geistige Knowhow“, sagt Herbert Romeis.
Neben dem Tagesgeschäft führte der FAV weitere Förderprojekte durch, darunter das Bund-Länder-Programm „Zukunftsinitiative Lehrstellen“ (ZIL) mit einer Förderung von rund 21,3 Millionen Euro. Von 1996 bis 2012 sind rund 1.400 Auszubildende eingestellt und mit der Unterstützung der Mitgliedsunternehmen betriebsnah ausgebildet worden. „Sie haben zwar eine geringere Ausbildungsvergütung erhalten, dafür aber alle Lehrgänge absolviert und gute Prüfungsergebnisse erzielt. Sie sind als Fachkräfte übernommen worden“, sagt Bernhard Schuchert.
Mit Hilfe des Projekts „Leonardo da Vinci“ konnten betriebliche Auszubildende drei Wochen lang Arbeitserfahrungen in Linz und London oder auf der Insel Zypern sammeln. Mit diesem Zertifikat in der Tasche erhöhen sich nicht nur die Chancen auf dem Berufsmarkt; auch der entsendende Ausbildungsbetrieb verbessert sein Image.
Sichtbar werden
Und das ist unglaublich wichtig. „Wir sind 1995 mit 2.800 Schulabgängern gestartet, waren zwischenzeitlich bei 1.000 und sind aktuell bei 1400. Bewerber sind heute Mangelware“, sagt Bernhard Schuchert. Das bedeutet: Früher standen die Schulabsolventen Schlange bei den Betrieben, heute müssen sich die Betriebe um Auszubildende bemühen – und ihnen mehr bietet als die Konkurrenz. „Manche bieten einen Laptop an, andere locken bei erfolgreicher Ausbildung mit einer Übernahmegarantie. Wichtig ist, dass die Betriebe zeigen, was sie anbieten. Sie müssen sich darstellen“, betont Herbert Romeis.
Auch dabei will der FAV helfen. Seit gut einem Jahrzehnt unterstützen die Mitarbeiter die Mitgliedsunternehmen im Bewerbermarketing. Sie haben eine regionale Lehrstellenbörse für die Region aufgebaut und pflegen Kontakte zu den Schulen, um in den Abschlussklassen für die Angebote der Region zu werben und das Ausbildungs-Navi bekannt zu machen. Für 2021 bieten darin 106 Unternehmen über 500 Ausbildungs- und duale Studienplätze an!
Fon (0 36 95) 85 88 98-0
Fax (0 36 95) 85 88 98-28
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